Mittlerweile ist jedem klar: Klimaschädliche Produktionsprozesse durch den nachträglichen Kauf von CO2-Zertifikaten kompensieren zu wollen, ist keine Lösung, die uns dabei helfen wird, gemeinsam das Klima zu schützen. Und das 1,5-Grad-Ziel doch noch zu erreichen. Die Zertifikats-Rechnerei hingegen dient eher der Verschleierung der tatsächlich vorhandenen umweltschädlichen Einflüsse eines Unternehmens. Dazu kommt, dass viele Unternehmen keine validen Aussagen darüber treffen können, ob sie energieeffizient arbeiten oder eben nicht. Denn oft dienen lediglich historische Zahlen als Grundlage einer solchen Einschätzung – von Angaben in Echtzeit sind die meisten Firmen noch sehr weit entfernt. Und damit auch von der wichtigsten Stellschraube in Sachen Energieeffizienz: der Anpassung von Produktionsprozessen in Echtzeit.
Doch um Klimaschutz wirklich effizient umzusetzen, müssen Ressourcen konsequent eingespart, und Emissionen umfassend reduziert werden. Und zwar quer über alle Unternehmen hinweg, die an der Entstehung eines Produkts beteiligt sind. Nach Scope 3 gehören deswegen insgesamt 15 Maßnahmen dazu, die in vorgelagerte und nachgelagerte Emissionen unterteilt werden. Und damit weit über Scope 1 (die direkten Emissionen) und 2 (die indirekten Emissionen) hinaus gehen.
Den tiefgreifenden Wandel wirtschaftlich gestalten
Gleichzeitig gilt es, diesen tiefgreifenden Wandel so zu gestalten, dass Unternehmen weiterhin wirtschaftlich am Markt agieren können. Doch wie soll das gehen ohne Echtzeitdaten? Informationen, die die gesamten, hochgradig vernetzten Wertschöpfungsketten bis ins kleinste Detail abbilden? Genau, das geht nicht.
Doch wie schaffen Unternehmen es, das Zusammenspiel aus Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit aktiv zu gestalten? Die Antwort lautet: Schritt für Schritt. Dazu gehören etwa
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Die schonungslose Analyse aller Liefer- und Abnahmestrukturen.
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Die detailreiche Aufgliederung der eigenen Anteile an der Entstehung eines Produkts.
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Die genaue Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Produkts.
Beim tiefen Blick in diese Prozesse zeigt sich deren Individualität. Und hier entsteht ein weiteres Problem, denn es gibt keine Lösung von der Stange, wenn Unternehmen Klimaschutz, Ressourcenschonung und Energieeffizienz nachhaltig und wirkungsvoll umsetzen wollen.
Daraus ergeben sich folgende Fragen, die sich Unternehmen beantworten sollten:
Wie schaffen wir Transparenz?
Woher kommen die notwendigen Daten in Echtzeit?
Wie sammeln wir diese Daten?
Wie nutzen wir diese Daten?
Passen diese Daten zusammen?
Wenn diese Fragen geklärt sind, wartet gleich die nächste Herausforderung.
Die Herausforderung: Verschmelzung von Daten bei gleichzeitiger Abgrenzung
Gerade, wenn es um Lieferketten über mehrere Unternehmen und über mehrere Grenzen hinweg verläuft, ist oft nicht klar, wie mit diesen Daten umgegangen werden soll – wenn sie denn überhaupt vorhanden sind. Denn hier muss peinlichst genau darauf geachtet werden, dass keine Dubletten entstehen, die sich auf die Energieeffizienz-Berechnungen auswirken könnten.
Auch die Ladungsträger selbst spielen eine wichtige Rolle: Bei der Produktion von geschweißten Metall-Ladungsboxen werden jede Menge Ressourcen gebraucht und es entstehen viele klimaschädliche Emissionen. Naturgemäß kann hier schon ein Wechsel des Basismaterials Großes bewirken: CO2-neutral produzierte, vollständig recycelbare Paletten aus Holz tragen dazu bei, die gesamte Energiebilanz eines Produktes zu verbessern.
Fragen über Fragen …
Doch wie werden solche modularen Systeme produziert, gelagert und verarbeitet? Welche Emissionen entstehen beim Transport dieser Gebinde? Und wie werden sie am Ende ihrer Lebenszeit entsorgt? Sie sehen – es nimmt kein Ende mit den Überlegungen.
Doch eine Zahl sollten Sie immer im Blick behalten bei all der Arbeit, die da auf Sie wartet: 2025. In diesem Jahr sollen Scope 1,2 und 3 für das Reporting der Unternehmen bindend werden. Los geht’s!
Dieser Blogbeitrag entstand aus einem SAP News Podcast. Beteiligt waren Werner Schwarz, Chief Digital Officer und Chef für Digital Transformation bei Gerolsteiner Brunnen, Michael Heinze von der INTENSE AG und Mathias Kaldenhoff, Partner Sustainability & Innovation Management – im Office des CTO Claus Kruesken bei SAP.