Umstellung der EPEX SPOT Day-Ahead Auktion auf Viertelstundenprodukte: Was Sie jetzt wissen müssen

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Die EPEX SPOT steht vor einer bedeutenden Veränderung: Ab März 2025 werden die Day-Ahead Auktionen von Stundenprodukten auf Viertelstundenprodukte umgestellt. Diese Umstellung hat weitreichende Konsequenzen für den Strommarkt und stellt Energieunternehmen vor neue Herausforderungen. In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige zur Umstellung, den Hintergründen, den möglichen Folgen und den notwendigen Maßnahmen für Ihr Unternehmen.

Warum die EPEX SPOT Day-Ahead Auktion umgestellt wird

Die Anpassung der Auktionszeiteinheiten von Stunden- auf Viertelstundenprodukte ist eine direkte Reaktion auf die Anforderungen der EB-Verordnung (Electricity Balancing) und der EU-Elektrizitätsverordnung. Diese Verordnungen verlangen eine kürzere Ungleichgewichtsausgleichsperiode (ISP) von 15 Minuten. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Markttransparenz und Effizienz zu erhöhen, was letztlich zu einem präziseren und flexibleren Stromhandel führt.

Durch die kürzere ISP können Marktteilnehmer schneller auf Schwankungen in Angebot und Nachfrage reagieren. Dies unterstützt die übergeordneten Ziele der CACM-Regulierung (Capacity Allocation and Congestion Management):

  • Optimierte Kapazitätszuweisung: Effiziente Nutzung der Übertragungskapazitäten zur Verbesserung der Versorgungssicherheit und zur Senkung der Energiekosten.
  • Netzengpassmanagement: Entwicklung von Mechanismen zur Bewältigung von Netzengpässen und zur Förderung der Integration erneuerbarer Energien.
  • Harmonisierung des europäischen Strommarktes: Etablierung einer einheitlichen Vorgehensweise bei der Kapazitätszuweisung und dem Engpassmanagement in Europa.
  • Erhöhung der Marktliquidität und Transparenz: Schaffung eines transparenteren und wettbewerbsfähigeren Marktes.

Wie die Umstellung umgesetzt wird:
Big Bang Go-Live

Ein zentrales Element der Umstellung auf Viertelstundenprodukte ist der sogenannte „Big Bang“-Go-Live. Diese Implementierungsstrategie sieht vor, dass alle Bidding-Zonen gleichzeitig auf das neue System umgestellt werden. Der Go-live ist für den Zeitraum zwischen dem 18. März 2025 und dem 1. April 2025 geplant. In Belgien wird diese Änderung bereits ab dem 1. Januar 2025 eingeführt.

Der „Big Bang“-Ansatz wurde gewählt, um eine einheitliche und reibungslose Umstellung zu gewährleisten. Ein gestaffelter Ansatz hätte möglicherweise zu Inkonsistenzen und Marktverzerrungen geführt. Durch die gleichzeitige Umstellung aller Bidding-Zonen soll sichergestellt werden, dass alle Marktteilnehmer unter den gleichen Bedingungen agieren können. Dies minimiert das Risiko von Marktstörungen und erleichtert die Integration der neuen Viertelstundenprodukte in den europäischen Strommarkt. Dieses Vorgehen erfordert eine hohe Flexibilität und Bereitschaft zur schnellen Anpassung bei allen Marktteilnehmern. Eine sorgfältige Vorbereitung ist daher unerlässlich, um potenzielle Risiken zu minimieren und einen erfolgreichen Übergang sicherzustellen.

Auswirkungen der Umstellung auf Viertelstundenprodukte

Die Umstellung auf Viertelstundenprodukte bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Zu den wichtigsten Auswirkungen gehören:

  • Neue Preisstruktur: Der Market Clearing Price (MCP) wird zukünftig nur noch für 15-Minuten-Intervalle berechnet und veröffentlicht. Stundenpreise können zwar rechnerisch ermittelt werden, sind jedoch kein offizieller Preisindex mehr.
  • Verschiebung der Marktliquidität: Die Liquidität im Markt wird sich schrittweise von Stunden- auf Viertelstundenprodukte verlagern, was den Handel mit Stundenprodukten (Blockgebote 4x15Min) komplizierter machen könnte.
  • Herausforderungen im Market Coupling: Die Umstellung erfordert Anpassungen in vielen bestehenden Prozessen und Systemen, insbesondere in den Market Coupling Prozessen der EPEX. In der Startphase sind prozessuale und systemseitige Probleme auf höchster Ebene zu erwarten.

Was Unternehmen jetzt tun müssen

Um die Umstellung erfolgreich zu meistern, sollten Energieunternehmen frühzeitig Maßnahmen ergreifen. Hier sind einige der wichtigsten Handlungsfelder:

  • Vertrieb: Überprüfen und Anpassen von Verträgen, insbesondere von Lieferverträgen und PPAs. Dies betrifft auch dynamische Tarife und Spotindizierungen. Bei geänderten Risikoprofilen sollten Produktfreigaben erneuert werden.
  • Middle Office bzw. Risikomanagement: Anpassung der Price Forward Curve (PFC) Berechnungen und Neubewertung von Risiken. Risikoaufschläge sollten ebenfalls überprüft und angepasst werden.
  • Backoffice: Anpassung von Abrechnungssystemen und -prozessen an die neuen Viertelstundenintervalle.
  • Handel: Anpassung der Tagesprozesse und Handelsstrategien, insbesondere der Day-Ahead-Gebotsstrategie. Optimierungsmodelle für Kraftwerke und Batteriespeicher müssen ebenfalls umgestellt werden. Zudem sollten Notfallprozesse gestärkt werden.

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Jan Smolka

Senior Manager Energiemarkt & Handel
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Die Umstellung der EPEX SPOT Day-Ahead Auktion auf Viertelstundenprodukte stellt eine bedeutende Veränderung dar, die eine umfassende Vorbereitung erfordert. Unsere Expertinnen und Experten bei der INTENSE AG stehen Ihnen mit ihrer Expertise zur Seite, um die notwendigen Anpassungen in Ihrem Unternehmen erfolgreich umzusetzen.

Zögern Sie nicht, uns für eine individuelle Beratung zu kontaktieren. Wir unterstützen Sie dabei, die Herausforderungen dieser Umstellung zu meistern und Ihr Unternehmen optimal auf die neuen Marktbedingungen vorzubereiten.

Nützliche Links und weiterführende Informationen

Für weiterführende Informationen und nützliche Tipps zur Umstellung der EPEX SPOT Day-Ahead Auktion auf Viertelstundenprodukte empfehlen wir folgende Ressourcen:

 

Bleiben Sie informiert und nutzen Sie diese Ressourcen, um Ihr Unternehmen bestmöglich auf die anstehenden Veränderungen vorzubereiten.